Blutspenderinnen und -spender erzählen
Dominique Gisin: «Ich habe miterlebt, wie schnell man Blut braucht»
Dominique Gisin, ehemalige Skirennfahrerin, gewann 2014 an den Olympischen Winterspielen in Sotschi Gold in der Abfahrt und schrieb damit Schweizer Sportgeschichte. Seit 2015 engagiert sie sich als Botschafterin des Schweizerischen Roten Kreuzes mit viel Einsatz für zahlreiche Hilfsprojekte im In- und Ausland. Vor einigen Wochen hat Dominique in Stans nun auch zum ersten Mal Blut gespendet – im Interview erzählt sie, warum ihr dieses Thema besonders am Herzen liegt.
Du engagierst dich seit Jahren für Themen des SRK, spendest heute aber tatsächlich zum ersten Mal Blut. Warum konntest du bisher nicht spenden?
Während meiner aktiven Karriere durfte ich kein Blut spenden. Als Spitzensportlerin trainiert man permanent auf höchstem Niveau – da ist an Blutspenden nicht zu denken. Eine Spende hätte sich negativ auf meine Leistungen und die Regeneration ausgewirkt. Es wird ja empfohlen, es nach einer Blutspende sportlich ein paar Tage etwas ruhiger anzugehen – das war damals aber nicht möglich, da war immer Vollgas angesagt.
Später war ich dann viel im Ausland unterwegs, gerade auch mit dem SRK, und war deshalb immer wieder für längere Zeit gesperrt. Danach war ich schwanger und konnte ebenfalls nicht spenden. Aber jetzt bin ich hier! (lacht)
Der Spitzensport verhinderte also damals, dass du Blut spenden konntest. Aber gab es im Sport Werte oder Erfahrungen, die du mit der Blutspende verbindest?
Ich habe im Schneesport miterlebt, wie schnell man nach einem Unfall auf eine Bluttransfusion angewiesen sein kann. Sportkolleginnen von mir sind teils schwer gestürzt – mit offenen Beinbrüchen und entsprechendem Blutverlust. Bei Verkehrsunfällen ist es oft noch schlimmer – da braucht es im Extremfall Dutzende Blutkonserven, um jemanden zu retten. Das hat mich sehr nachdenklich gestimmt. Zudem lassen sich Blut und dessen Bestandteile nicht künstlich herstellen, und Blutkonserven sind nicht ewig haltbar. Darum ist es so wichtig, dass möglichst viele Menschen regelmässig Blut spenden.
Wie hast du nun deine erste Blutspende erlebt?
Ich fand es sehr angenehm. Besonders schätze ich beim SRK und bei Blutspende SRK die lokale Verankerung: Hier bei dieser Aktion in Stans sind viele Menschen aus der Region dabei, die sich freiwillig für die Blutspende engagieren – die Mitarbeitenden des Blutspendedienstes, die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer und nicht zuletzt alle Blutspenderinnen und Blutspender. Diese Community vor Ort finde ich etwas sehr Schönes.
Die eigentliche Entnahme war allerdings nicht ganz einfach, weil ich sehr dünne Venen habe. Die Mitarbeitenden des regionalen Blutspendedienstes mussten also etwas kämpfen. Aber sie haben das wirklich super gemacht, und am Schluss hat alles geklappt! Ich würde auf jeden Fall wieder spenden – man kann mit sehr wenig Aufwand etwas Gutes tun!
Blutspenden und Sport
- Sportlerinnen und Sportler können bei normalem Trainingsumfang problemlos Blut spenden. Die Ambitionen von Freizeitsportlern werden durch eine Blutspende nicht eingeschränkt. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, während zwei Tagen nach der Spende keinen Spitzensport zu treiben, da der Körper eine Ruhepause benötigt.
- Relevant für Sportlerinnen und Sportler ist vor allem der vorübergehende Verlust roter Blutkörperchen (Hämoglobinverlust). Dieser verringert die Fähigkeit des Blutes, Sauerstoff zu transportieren, und schränkt somit die sportliche Leistungsfähigkeit kurzfristig ein. Hochleistungssportler sollten deshalb während der Wettkampfsaison auf Blutspenden verzichten.
- Für Freizeitsportlerinnen und Freizeitsportler ist die eingeschränkte Leistungsfähigkeit meist kaum spürbar. Nicht zu vergessen ist die lebensrettende Wirkung für kranke und verletzte Menschen, die dringend auf Blutspenden angewiesen sind.